Jetzt hat Qualität Priorität vor Quantität

Lufthansa-Group-CCO Dieter Vranckx will die Wachstumspläne zu Gunsten der Kundenzufriedenheit zurückfahren.
Dieter Vranckx ©Swiss

Die Lufthansa hatte 2024 in ihrem Flugbetrieb ein echtes Zuverlässigkeitsproblem – nicht nur die Kranich-Airline selbst, auch ihre Tochtergesellschaften aus der Lufthansa-Group, unter anderem auch die Swiss, lagen in einem kürzlich veröffentlichten ‘Stornierungs-Ranking’ ganz zu oberst an der Spitze dieser Negativrangliste.

In einem Interview mit der deutschen FVW hat nun Chief Commercial Officer (CCO) der Lufthansa Group Dieter Vranckx erläutert, wie das Unternehmen diesem Missstand gegensteuern will – first of all kommt bei seinen Plänen die Kundenzufriedenheit: «Wer Lufthansa bucht, muss sich sicher sein können, dass der Flug auch wie geplant stattfindet. 2024 waren wir nicht so verlässlich, wie das die Kunden zu Recht von uns erwarten. Nur wenn unsere Kunden zufrieden sind, verdienen wir als Unternehmen Geld»

Der 51jährige sieht als Voraussetzung dafür einen stabil funktionierenden, zuverlässigen Flugbetrieb. Dies zu ändern habe bei seinen Planungen jetzt «höchste Priorität». Im zu Ende gehenden Jahr 2024 sei laut dem seit Juli im Amt befindlichen CCO bei Lufthansa oftmals zu Offensiv geplant worden, und man habe dann wieder ‘zurückkrebsen’ müssen.

Wachstumspläne werden ‘rasiert’ und viel Geld investiert

Noch im Herbst dieses Jahres hatte Lufthansa-CEO Carsten Spohr grosse Wachstumspläne für die Airlines der LH-Group verkündet. Laut Vranckx ‘opfert’ der Konzern nun diese – zumindest für 2025 – zu einem grossen Teil zu Gunsten eines gut laufenden Betriebes: «Wir haben das geplante Wachstum für den kommenden Sommer um zwei Drittel gegenüber der ursprünglichen Planung zurückgefahren. Jetzt geht ganz klar Qualität vor Quantität. Auf einer instabilen Basis zu wachsen – das ist nie eine gute Idee».

Dieter Vrancks nennt gegenüber der FVW auch konkrete Zahlen: Der ehemalige Swiss-CEO lässt sich und sein Unternehmen die angestrebte neue Zuverlässigkeit und verbesserte Pünktlichkeit insgesamt Euro 200 Mio. kosten.

Verschiedene Massnahmen

Doch Geld allein garantiert noch keine Zuverlässigkeit, und so konkretisiert der CCO auch die operative Planung gegenüber der FVW: Am ultimativen Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt solle im Sommer 2025 jedes fünfte Langstreckenflugzeug als Reserve eingeplant werden, um bei Ausfällen schneller reagieren zu können und mehr Kapazität zu haben.

Zudem wolle man an allen Drehkreuzen durch Entzerrung der Flugzeiten und Ausdehnung der Umsteigezeiten die Konnektivität für die Passagiere verbessern. Auch die Bodenzeiten der Flugzeuge sei angepasst worden, um grössere Puffer zu schaffen.

Mit dieser Strategie will Dieter Vrancks sein Primärziel 2025 erreichen und erklärt abschliessend: «Die daraus resultierende operationelle Stabilität ist für alle besser: für die Endkunden, unsere Mitarbeitenden, unsere Partner in Reisebüros und bei Veranstaltern – und letztlich auch für unsere Bilanz». (TI)