Aviareps-Chef: «Für den Kunden sind die zwei Namen verwirrend»

Edgar Lacker (53) ist CEO des führenden GSA Aviareps. Im TRAVEL INSIDE Interview äussert er sich zur Filiale in der Schweiz.
Edgar Lacker ©TRAVEL INSIDE

Edgar Lacker (53) ist CEO des führenden GSA Aviareps. Die Firma existiert seit 1994 und hat auch seit 1996 einen Ableger in der Schweiz. Aus rechtlichen Gründen muss die Filiale unter Airline- & Tourism Center operieren und wir von Sandro Schaaf geleitet.

Der Touristiker und Airliner ist gebürtiger Österreicher und stammt aus Klagenfurt, der Hauptstadt von Kärnten. Er ist seit 1998 bei Aviareps und seit 2016 CEO. Die Firma ist in 68 Ländern aktiv und betreibt aktuell 74 Büros mit knapp 1000 Mitarbeitenden.

2023 hat Aviareps einen Umsatz von 220 Millionen Euro weltweit erwirtschaftet. Zählt man den Verkaufsumsatz, der für die Kunden generiert wird hinzu, dann erreicht der GSA weit über einer Milliarde.

Im Interview mit TRAVEL INSIDE äussert sich Lacker zur Filiale in der Schweiz.


Edgar Lacker, welchen Stellenwert hat Aviareps Schweiz für die globale Firma mit Sitz in München?

Die Schweiz ist für uns ein wichtiger Markt. Es gibt viele, die sagen, man kann die Schweiz auch aus Deutschland aus betreuen, das machen auch diverse Fluggesellschaften.

Ich glaube nicht, dass das erfolgreich ist. Es ist ein multilingualer Markt. Schweizer sprechen gerne mit Schweizern. Wir haben in unserem Büro auch viele Walk-ins sowie Kunden, die persönlich zu uns kommen wollen.

Die Schweiz war für uns immer elementar wichtig, denn es ist auch ein riesiger Outbound-Markt.

Grösser als Österreich?

Ja, deutlich.

Aviareps in der Schweiz bleibt, wie es ist, mit unseren zwei Standpunkten in Genf und in Zürich. Hoffentlich können wir in den nächsten Jahren auch Cargo dazunehmen, aber da bin ich auch zuversichtlich.

Dann müsste man aber die richtigen Leute finden?

Zuerst die Kunden. Wir suchen immer zuerst die Kunden und dann die Mitarbeitenden, oder parallel.

Gut, jetzt gibt es vorerst mal einen Cargo-Spezialisten in London.

Genau, das brauchen wir auch. Wir brauchen zuerst ein fundiertes Fachwissen über Cargo. Wir wissen alle nur ein bisschen davon und ein bisschen ist zu wenig, um erfolgreich zu sein, oder um einen Kunden zu überzeugen.

Welche Ziele hat Aviareps in der Schweiz?

Wir haben viele Ziele. Zuerst müssen die Umsatzziele erreicht werden.

Sind denn die lokalen Geschäftsführer an der Firma beteiligt?

Nein, als Shareholder nicht. Aber sie werden natürlich teilweise nach Erfolg oder erreichten Kennzahlen bezahlt.

Wie sind die Kennziffern in der Schweiz, wie hat sich dies über die letzten zwei, drei Jahre entwickelt?

Es war nicht einfach. Nach Covid haben wir viele Mitarbeitende verloren, viele haben die Branche verlassen.

Ich denke, wir werden dieses Jahr mit rund 400’000 Franken Gewinn erfolgreich abschliessen. Das ist der Plan für die Schweiz. Zwischen 500’000 und 1 Million Gewinn sollten es in der Schweiz schon sein.

Während und nach Corona hatten wir also einige Fluktuationen, unser Ziel ist es nun, ein starkes Team zu haben mit Mitarbeitern, die nicht alle 12 Monate wechseln. Momentan sind wir stark unterwegs und wir wollen auch, dass dies nachhaltig so bleibt.

Die Leute sollen nicht sofort wechseln, weil sie 100 Franken mehr verdienen an einem anderen Ort. Wir wollen, dass unsere Leute zufrieden sind.

Wie ist die Aviareps Schweiz in Zürich und Genf personell aufgestellt?

In Genf ist die Aviareps momentan ausschliesslich für Ethiopian Airlines zuständig und verfügt über vier Mitarbeitende. Dies ist jedoch ein grosser Teil des Umsatzes.

Der Rest, zirka 10 Mitarbeitende, sind hier in Zürich zu 100% für verschiedene Fluggesellschaften tätig. Momentan hat Aviareps mehr als 20 Airlines, die sie in der Schweiz vertritt. Dann kommen noch zwei Personen für den Tourismus dazu. Insgesamt sind es also rund 15 Mitarbeitende.

Das Ziel ist, zu wachsen, weitere Fluggesellschaften zu gewinnen und vor allem auch weitere Tourismusregionen dazuzugewinnen und dann auch an Personal aufzustocken.

Wir sind bereits gut ausgelastet und wenn du noch 3 bis 4 Fluggesellschaften und 4-5 Destinationen hinzukommen, dann brauchen wir wieder Leute.

Im Januar machen wir zudem unsere eigene Roadshow ‘Around the World’ in vier Städten. Mit dabei sind sowohl Partner von Aviareps als auch Fremdpartner. Für Aviareps ist es dies sehr wichtig, um sich ein bisschen breiter aufzustellen und anderen Firmen einen Einblick zu gewähren.

Macht Aviareps die Akquise selbst oder läuft das über das Hauptgeschäft in München?

Beides. Es gibt viele Kunden, die global oder in der DACH-Region unterwegs sein wollen. Gleichzeitig treffen wir auch Leute, die beispielsweise in Frankfurt an einem Meeting waren und nun auch in der Schweiz von Aviareps vertreten werden wollen. So konnten wir erst kürzlich eine Fluggesellschaft für uns gewinnen.

Aviareps ist in der Schweiz schon seit Jahren nicht unter Aviareps, sondern unter dem Namen Airline & Tourism Center bekannt. Wie lange noch?

Wir wollten immer Aviareps sein, aber wir durften es nicht. In der Schweiz gibt es die Tankstellenfirma mit dem Namen Avia. Die haben uns widersprochen, als wir Aviareps hier gegründet haben und gesagt, das ist zu kompliziert.

Das ist aber schon lange her…

Ja, wir müssen es halt einfach noch einmal versuchen, das sollten wir im nächsten Jahr machen.

Ist es ein Nachteil für Aviareps?

Ja, denn für den Kunden sind die zwei Namen verwirrend. Es ist kompliziert, da es nicht homogen ist. Innerhalb der Schweiz macht es wahrscheinlich keinen grossen Unterschied, eher für neue Partner ist es verwirrend.

Wir arbeiten trotzdem als Aviareps in der Schweiz. Lediglich unsere Legal Entity heisst Airline & Tourism Center.

Interview: Angela Lang & Angelo Heuberger